Training eines Galgos aus dem Tierschutz

Da ja relativ viele Galgos aus Spanien, die dort quasi "entsorgt" werden in Deutschland ein neues Heim finden möchte ich unsere Erfahrungen veröffentlichen. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen. Unsere Erziehungsmethoden erheben keinen Anspruch darauf richtig zu sein, oder bei allen Galgos gleich zu funktionieren. Jeder Hund und jedes Umfeld ist ja anders, wir sind nicht der Ansicht das es überhaupt eine "perfekte" Methode gibt die immer passt.

 

In unserem Haus gibt es schon zwei Hunde aus dem Tierschutz:
 
Jesco eine ungarische Bracke
Der ist 2,5 Jahre alt und ein kleiner Sonnenschein der lautstarke Raufspiele liebt aber sich mit fast jedem Hund verträgt.

Hunny ein Schäferhund-Magyar-Agar Mix
Sie ist 3 Jahre alt und unter suboptimalen Bedingungen aufgewachsen, was zu einer Impulskontrollstörung führte, die wir aber relativ gut im Griff haben.
Sie verträgt sich draußen mit vielen Hunden, im Haus nur mit ganz wenigen.
Durch Hunny haben wir sehr viel über Hunde gelernt weil wir mit Ihr ja die Aufgabe angenommen haben einen agressiven Problemhund sozialverträglich zu machen um Ihm ein schönes Hundeleben zu ermöglichen.
Dazu waren wir aus dem Stand nicht in der Lage aber auch durch einen glücklichen  Zufall trafen wir Robert Happek, einen aus unserer Sicht optimalen Trainer, der uns sehr viel im Einzelunterricht geholfen hat und uns auch die passenden Bücher empfahl. Durch Robert sind wir zu besseren Hundeführern geworden, wofür wir Ihm sehr dankbar sind.

 

http://hundeschule-happek.de/

 

Am 4.8.2013 besuchten wir das Sommerfest von Galgos-aus-Spanien als Fotografen. Dort stellte uns Rosi Cody vor mit der Bitte von Ihm schöne Fotos zu machen. Cody wurde in Spanien im Alter von 1,5 Jahren vom Tierschutz mit unbekannter Vorgeschichte aufgegriffen und lebte dann dort weitere 1,5 Jahre im Tierheim.
Danach 6 Wochen bei Rosi im Rudel mit anderen Galgos.

Cody ist ein körperlich und mental robuster kastrierter Rüde, was schon gut zu Hunny passen könnte.


Da fängt Cody schon an das Herz von Dana zu erobern...

... oder andersrum ?

Auf dem Treffen war er oft bei uns in der Nähe und hat unser Interesse geweckt, woraufhin wir so gut es geht testen wollten, ob Hunny Ihn auch akzeptiert.
Im Freilauf spielten beide schön miteinander, auch ließen sich beide eng nebeneinander an der Leine führen. Danach musste beide eng nebeneinander auf der kleinen Ladefläche unseres Yetis platz nehmen, was auch problemlos ging.

Da wir nach dem Sommerfest noch eine Nacht in Hamburg bei Freunden blieben, haben wir mit Rosi abgemacht falls das auch positiv verläuft Cody zu behalten.

Der erste Tag auf "neutralem" Boden lief auch problemlos. Cody war noch unsicher wegen der neuen Umgebung, aber Hunny hat sich schnell mit Ihm weiter angefreundet.
Beide nebeneinander zu füttern und Ihnen beieinander liegende Ruheplätze zuzuweisen lief ohne größere Aggression von Hunny ab und im Garten haben beide lange und wild gespielt. Also entschieden wir Cody zu behalten, weil er nicht nur uns gut gefiel, sondern auch Hunny gut mit Ihm auskommt.

 

Damit war der erste Teil einer guten Mensch/Hundbeziehung abgeschlossen, die Auswahl des "passenden" Hundes.

Diesen Punkt empfinden wir als besonders wichtig.
Jeder Interessent sollte sich die Fragen stellen:
Was erwarte ich von dem Hund?
Was braucht der Hund für ein zufriedenes Leben?
Wenn ich dann sicher bin das der Hund meine Erwartungen erfüllen kann
und ich sicher bin das ich und mein Umfeld dem Hund für seine vorraussichtliche Lebenserwartung ein glückliches Leben bieten kann muss nur noch der "Funke" überspringen und die Entscheidung ist getroffen.
Nur aus Mitleid einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen kann schnell
für beide Seiten unbefriedigend werden.

 

Woche 1

 

Die 450km Heimweg verbrachten beide eng nebeneinander mit Pausen im Auto. Zuhause wurde dann auch Cody wie erwartet freudig von Jesco begrüßt und konnte neugierig Haus und Garten erkunden.

Eins von Jescos Hobby ist das aufreiten. Das hätten wir mit einem Abbruchkommando unterbinden können, waren aber der Ansicht das es besser ist die Hunde machen das unter sich aus wenn wir dabei sind. Auch das hat Cody mit einem kurzen Knurren und Blick prima beendet.

Nun ist er also da und passt gut zu den beiden anderen Hunden. Er läuft perfekt ohne Kommando bei Fuß an der Leine und scheint sehr sozial verträglich zu sein.
Auf seinen Namen hört er nicht immer, hatte ja auch noch nicht soviel Ansprache wie bei uns, da er nun mit wesentlich weniger Hunden natürlich mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Der erste Schritt ist also Ihm seinen Namen einzuprägen. Das machen wir indem wir mit heller freundlicher Stimme oft seinen Namen rufen. (NUR seinen Namen, nix weiter. Er soll ja nicht denken das er Cody...blablabla... heißt) Wenn er dann aufmerksam schaut wird er gelobt mit Streicheln oder einem Leckerchen. Das sollte häufig erfolgen damit der Name sicher sitzt und auch gleichzeitig eine Bindung aufgebaut wird.
Natürlich dürfen die andern beiden dabei nicht zu kurz kommen, es soll ja kein Neid entstehen.

Am Abend ging es dann auf die Hundewiese am Kemmnader See. Das ist eine große Naturwiese mit Hohem Gras, Bäumen und Sträuchern als natürliche Grenze von breiten Bachläufen umgeben, aber mit einem offenen Zugang über einen Weg zum Parkplatz.

Diese Wiese ist nicht 100% sicher wenn ein Hund seinen Besitzer verlassen will, aber beim stöbern gibt es für die Hunde keinen Reiz den Weg zum Parkplatz zu nehmen.

Dafür bietet das Gelände alles was ein lauffreudiger Hund wie ein Galgo braucht um sich auszupowern und spielerisch sich seinem Jagdtrieb hinzugeben.

Cody war dort relativ unsicher, hatte die Rute eingezogen und nahm auch keine Leckerchen an.
Es waren aber auch sehr viele Leute und Hunde unterwegs. Cody hatten wir an der Leine und sobald sich andere Hunde nur etwas unfreundlich näherten haben Hunny und Jesco sich gleich schützend zu Cody gestellt. Die Runde haben wir kurz gehalten, weil wir unbedingt vermeiden wollten das sich die Wiese mit negativen Erfahrungen bei Cody verknüpft.

Cody muss nun also schnellstmöglich lernen auf "Hier" abrufbar zu sein.

Nebenbei lernt er noch das aussteigen aus dem Auto. Er soll ja nicht sobald die Türe aufgeht losstürmen, sondern auf ein Kommando warten.
Dazu wird er sobald er los will begleitet von einem deutlichen "Ksch" (Zischlaut) zurückgeschoben.
Wenn er dann bleibt wird gelobt. Nach anlegen der Leine wird dann auf "Komm" ausgestiegen.

Zischlaute wie ein scharfes "S" werden von Hunden eher bedrohlich empfunden, deshalb benutzen wir auch "Schluss" als starkes Abbruchkommando und "Ksch" für leichte Korrekturen.

Am Montag morgen wollten wir dann mit Schleppleinentraining beginnen, was aber scheiterte weil Cody keine 2m weit wegging. Vermutlich war er zu gut auf bei Fuß mit Leine konditioniert.

Plan B ist dann die Flexileine, da die Leine an sich wesentlich leichter ist. Flexileinen bergen aber auch viele Risiken:
Der Hund kann bis zum Leinenende Schwung holen und sich oder den Halter dadurch verletzen
Die dünne Leine kann beim Umwickeln um Körperteile einschneiden.
Flutscht der Griff aus der Hand schlägt er hart gegen den Hund, der dann Panik bekommen kann.

Wir verwenden am Handgriff eine zusätzliche Sicherheitsschlaufe ums Handgelenk und haben immer die volle Aufmerksamkeit auf dem Hund um rechtzeitig zu bremsen.

Flexileinen sind nix um unachtsam mit dem Hund durch die Gegend zu schlendern !!!

Montag abend wieder kurz auf der Hundewiese mit normaler Leine, Cody wurde schon lockerer, aber immer noch unsicher bei manchen Begegnungen.

Dienstag Morgen das Training mit der Flexileine, deren Länge er auch ausnutzt. "Cody hier" er dreht sich um und schaut. 3s warten dann ein leichter Leinenimpuls und er kommt zurück, bekommt eine Belohnung. Nach kurzer Zeit klappt das auch ohne Leinenimpuls. Lernt schnell der kleine.

Dann kam am Mittag der erste große Dämpfer....
Mein Vater, der tagsüber die Hunde betreut rief an "Cody ist abgehauen...."
Unser Grundstück hielt ich bis dahin für ausbruchsicher, aber Cody hat es doch geschafft sich durch 13cm breite Gitterstäbe zu zwängen und ist dann gemütlich vor meinem Vater in den Wald spaziert. Sofort haben Dana und ich die Arbeit unterbrochen und sind nach hause Cody suchen. Mein Vater wartete im Vorgarten. Windhunde finden immer zurück, nur ob Cody das auch wollte, oder schon auf dem Weg nach Hamburg war?

Während der (eigentlich sinnfreien) Suche mit Hunny und Jesco, die Jägeschaft, Polizei und Tierheime verständigt. Nach dem er schon über 3h unterwegs war, daheim mit offenen Türen begonnen Vermissten-Plakate zu entwerfen, da kam er freudig angeschlichen, hatte ja eine schöne Erkundungstour erlebt.
Die Freude war riesig und es gab für Cody noch ne dicke Leberwurst.

Abends beim Grillen haben wir dann festgestellt das Cody neben Leberwurst noch enorm auf gegrillte Putenbrust steht, womit wir nun 2 "besondere" Belohnungen rausgefunden haben.

Mittwoch morgen wieder Training mit der Flexileine.

Bei der Begrüßung am Abend wurde er dann rabiat von Hunny gemaßregelt, weil sie die erste sein wollte. Das darf so natürlich nicht einreißen und hat Dana neben dem Ausflug am Vortag schon etwas unsicher in die Zukunft blicken lassen.

Cody nun wieder nur angeleint über die Hundewiese zu führen wollte mir nicht gefallen, da ich der Meinung war das würde seine Position gegenüber Hunny weiter schwächen und auch seinem Drang nach Freiheit mehr Nahrung geben.

Da Cody nach seinem Ausflug freiwillig zurückkam war ich guter Dinge das er auch auf der Hundwiese nicht abhaut.

Also haben wir uns eine ruhige Ecke gesucht und ein paar mal mit Felxileine "Hier" geübt, was umgehend mit Putenbrust belohnt wurde. Danach hieß es Leinen Los. Er fing an die nähere Umgebung zu erkunden. Zwischendurch immer wieder "Hier" und Putenbrust für alle drei Hunde. Danach wurden die Kreise größer, aber er hatte immer Begleitung von Jesco oder Hunny. Hörte er nicht gleich auf "Hier" reichten ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung und er kam angetrabt.
Die Unsicherheit anderen Hunden gegenüber löste sich immer mehr auf, dann trafen wir noch eine Bekannte mit 5 Galgos. Die Freude darauf von Cody war unbeschreiblich, endlich mit seinesgleichen rumtoben zu können.


Jesco steht Cody bei der Begegnung mit einem großen Molosser bei...

Seit 5 Tagen läuft er nun abends mit den anderen frei auf der Hundewiese, sein Selbstbewustsein wird immer besser, was auch wichtig ist, da Hunny die Eigenschaft hat Schwächlinge noch mehr unterzubuttern. Seit Sonntag betrachtet Sie Cody als so gleichwertig, das sie es sogar zulässt das er auch mal neben Ihr die Nase in Ihren Topf stecken darf. Das durfte bisher noch kein Hund!

Mit den Liegeplätzen im Haus handhaben wir das so das der der zuerst liegt auch den Platz beanspruchen darf, aber nicht den freien Platz daneben verteidigen darf. Cody ist auch der einzige Hund den Hunny aktiv zum kuscheln aufsucht und bereitwillig Ihre Lieblingsplätze teilt ohne das wir eingreifen müssen.

Die nächste Zeit werden wir das abrufen mit "Hier" weiter vertiefen, so nach 3000 erfolgreichen Wiederholungen sollte Cody darauf sicher konditioniert sein.

Da bin ich in meinem Element, fehlt nur noch ein Hase ;-)

Woche 2

 

Auf der Hundewiese hat Cody den stark verbuschten Bereich am Kopfende für sich entdeckt und liebt es dort lange rumzustöbern. Ihn da rauszurufen macht keinen Sinn, würde eh noch nicht klappen und jedes Kommando das nicht befolgt wird und man nicht durchsetzen kann ist für den bisherigen
Lernerfolg kontraproduktiv. Wenn uns das warten dann doch zu lange dauert, geht es gut Hunny und Jesco mit dem Kommando "Such Cody" da rein zu schicken. Kurze Zeit später kommen dann alle drei angetrottet. Das ist dann die Gelegenheit um "hier" zu rufen und die Hunde zu belohnen.

Am Ende des Ausflugs machten wir noch eine Pause im mittleren Bereich der Wiese. Nach ein paar Minuten mache sich Cody wieder langsam zu seiner Lieblingsecke auf und trottete davon.
Als er gut 100m entfernt war rief Dana "Cody hier" er drehte sich zunächst um und blieb stehen. Dann ein paar Schritte von Dana in die andere Richtung und schon kam er im Galopp an.

Aber auch Hunny schaut sich von Cody was ab. Den Weg zum Auto waren Cody und Jesco angeleint und zu ersten mal ging Hunny den ganzen Weg ohne Leine perfekt bei Fuß, selbst als andere Hunde uns begegneten.

Woche 3

 

Abrufen wird langsam immer besser, aber dafür ist Cody beim einsteigen ins Auto teilweise stur wie ein Esel. Selbst mit Anlauf, was sonst immer geht, verweigert er manchmal und macht ne Vollbremsung. Mit viel Geduld und den passenden Leckerchen gehts aber fast immer. Das toben auf der Hundewiese mit Heidis Galgobande liebt er.

Woche 4

 

Ins Auto hüpfen klappt langsam auch problemlos, aber meist nimmt er sich doch noch ein paar Gedenksekunden. So ein bisschen Schutztrieb hat Cody sich von Hunny auch abgeschaut. Sobald wir auf der Wiese sitzen werden alle anderen Hunde erstmal gestellt und kontrolliert. Auch als Comtessa, eine Galga von Heide von Schäferhunden verfolgt wurden, machte er gleich auf rettenden schwarzen Ritter....

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